Das Historische Ausstellungsgebäude ist eines von sechs Ausstellungsarealen des Schlesischen Landesmuseums. Es handelt sich um ein freistehendes Neorenaissanceobjekt, das für die Zwecke des Kaiser Franz Josef-Museums für Kunst und Gewerbe gebaut wurde, das im Jahr 1882 in Opava/Troppau auf Anregung der Handels- und Gewerbekammer gegründet wurde, die auch den Bau finanzierte, und zwar auf einem Grundstück, das durch Fürst Liechtenstein gespendet wurde.
Das Gebäude wurde in den Jahren 1893–1895 nach den Plänen der Wiener Architekten Johann Scheiringer und Franz Kachler auf einem fast quadratförmigen Grundriss gebaut. Die Skulptur eines Genius und die Skulpturengruppe der Pegasi für die Dekoration der Kuppel hat der Wiener Bildhauer Theodor Friedel angefertigt. Die Seitenfassade zeigt zur Straße ulice Komenského hin, während die reich verzierte Stirnseite auf den Stadtpark gerichtet ist. Die Skulpturendekoration der Stirnseite, an der allegorische Figuren der Malerei, Bildhauerei und Architektur installiert wurden, war das Werk des Wiener Bildhauers Karl Schwerzek.
Das monumentale Gebäude, das morphologisch von der Neorenaissance ausgeht, wurde im Frühjahr 1945 durch Bombardierungen schwer beschädigt. Die anschließende Rekonstruktion dauerte zehn Jahre und führte zu einer modernistischen Lösung des Interieurs, die die Gebäudehülle und seine ursprüngliche Anordnung respektierte.
Im Jahr 1955 wurde in dem rekonstruierten Objekt die erste Nachkriegsexposition eröffnet, die dem zeitgenössischen Trend einer Vergegenwärtigung der Präsentation der Geschichte Schlesiens folgte. Die ideenpolitische Doktrin beeinflusste auch die Konzeption und Gestaltungsform der zweiten Nachkriegsexposition, deren Eröffnung in das Jahr 1981 fiel. Unter der Bezeichnung Entwicklung von Natur und Gesellschaft im Nordmährischen Bezirk bezog sie sowohl die naturwissenschaftliche Problematik als auch gesellschaftswissenschaftliche Aspekte ein. Diese wurden gesondert in eigenständigen Ausstellungskomplexen präsentiert, die durch die Anordnung des Gebäudes festgesetzt wurden. 1985 wurde das Historische Ausstellungsgebäude zum immobilen Kulturdenkmal erklärt.
Schon bald nach der Öffnung der Exposition für die Öffentlichkeit erfolgte die Schließung des Gebäudes aufgrund des technisch anspruchsvollen Kuppelbaus über dem Straßentrakt. Nach dessen Fertigstellung wurde ein Teil des ehemaligen Liechtensteinsaals wieder hineingebaut (das heißt der Raum, der optisch zur Kuppel hin geöffnet war), und anschließend erfolgte eine weitere Veränderung in dem Teil, der auf den Park gerichtet ist, wo die Kabine eines Lastkraftwagen vom Typ Tatra untergebracht und ein Zentrum für Bildung aufgebaut war. Dieser Teil, wie auch der daran anknüpfende Teil, wurde jedoch bereits schnell wieder – praktisch sofort nach dem November 1989 – deinstalliert.
Den Veränderungen, die sich nach dem November 1989 vollzogen, konnte auch der gegenüberliegende Teil der ersten Etage nicht ausweichen, wo der Durchgang zwischen den Ausstellungssälen geschlossen wurde, der durch das Einfügen eines Verbindungshalses entstanden war, der wiederum durch das Seitentreppenhaus führte. Die Veränderungen waren unter anderem auch deshalb notwendig geworden, weil aufgrund des Durchsickerns von Regenwasser die Rekonstruktion des Daches unbedingt durchgeführt werden musste. Somit verschwand die ständige Exposition der Archäologie und Geschichte. Zum wiederholten Male wurden zudem technische Mängel im Erdgeschoss des Gebäudes gelöst.
Die kurz beschriebene Situation des Objektes zeigt, dass es sich bereits lange vor dem Jahr 2010 in einem fatalen Zustand befunden hatte. Neben den bautechnischen Problemen litt die Expositionsnutzung nach 1989 an dem Provisorium und den Unklarheiten; in diesem Zeitraum wurde Expositionsnutzung sozusagen von Fall zu Fall geregelt (beispielsweise wurde aus dem Ausstellungsteil der Stadt Opava/Troppau Von der Gotik zur Renaissance (1999) unfreiwillig eine „ständige Exposition“, die erst vor dem Beginn der Rekonstruktion im Jahr 2000 deinstalliert wurde). Die Notwendigkeit einer komplexen Lösung für das Historische Ausstellungsgebäude war also die Konsequenz aus dem physischen Zustand des Objekts, den betrieblichen und technischen Mängel und dem längjährigen Fehlen einer konzeptionellen Expositionsnutzung des Objekts, die den aktuellen Stand der Forschungen im Bereich der Geschichte und Kultur Tschechisch-Schlesiens im Verbund mit Kenntnissen über die heutigen Trends der Museumspräsentation reflektieren und gleichzeitig die Erfahrungen mehrerer Generationen von Mitarbeitern des Schlesischen Landesmuseums berücksichtigen würde.
Das rekonstruierte Gebäude wurde für die Öffentlichkeit im Mai 2012 mit der neuen Dauerausstellung Schlesien eröffnet.
Letzte Aktualisierung des Artikels: 30.07.2012
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