Das Areal der CS Befestigungsanlage Hlučín-Darkovičky

Dauerausstellung

Das Areal der tschechoslowakischen Befestigungsanlage Hlučín-Darkovičky (Hultschin-Klein Darkowitz) ist eine europaweit außerordentlich hoch bewertete Präsentation eines einzigartigen Fortifikationssystems unserer Republik. Es handelt sich um eine militärtechnische Exposition, bei der die Besucher einen wichtigen Bestandteil der Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennenlernen können.          

Das Areal der tschechoslowakischen Befestigungsanlage in Hlučín-Darkovičky (Hultschin-Klein Darkowitz) ist seit 1992 Bestandteil des Schlesischen Landesmuseums. Es geht dabei um eines von sechs Ausstellungsarealen; thematisch liegt es nah bei der Nationalen Gedenkstätte des II. Weltkriegs im nur unweit entfernt gelegenen Hrabyně (Hrabin).          

Im Rahmen des Schlesischen Landesmuseums ist das Areal dadurch spezifisch, weil es sich vom Typ her um ein militärhistorisches Freilichtmuseum handelt; dennoch ist seine thematische Ausrichtung in dieser Kategorie relativ untraditionell. Es schließt eine Gruppe von Objekten in sich ein, die als Bestandteil der Verteidigungslinie der tschechoslowakischen Grenze entstanden sind. Bei uns gehört es zu den interessantesten, in Europa zu den am besten erhaltenen Anlagen. Es besteht aus fünf Objekten verschiedener Art und Stufe der Widerstandskraft, die ein- und zweiseitig sind. Fachleuten wird durch dieses Areal die Möglichkeit geboten, neben dem Kriegsschauplatz auch einzelne Objekte vorzustellen, und zwar sowohl in dem Zustand und der Ausstattung aus dem Jahr 1938 als auch in dem Zustand, in dem sie den Krieg überstanden haben.          

Das Areal ist ebenso ein gewisses Symbol von Schlüsselereignissen der tschechoslowakischen Geschichte – es ist eng mit dem Münchner Abkommen und dem Verlust der Sudetengebiete und damit auch einem der dramatischsten Momente der Geschichte Schlesiens verbunden.          

In der zweiten Hälfte der 30er Jahre, in einer Periode zunehmender internationaler Spannung und wachsender Instabilität, die nach 1933 durch die militaristische Politik Hitlerdeutschlands hervorgerufen wurde, begann die Tschechoslowakische Republik, die besonders bedroht war, mit dem Bau eines umfangreichen Systems einer dauerhaften Grenzbefestigungsanlage zur Verteidigung ihrer demokratischen Ordnung, territorialen Integrität und staatlichen Souveränität. Stahlbetonfestungen mit militärischen Besatzungen sollten gemeinsam mit weiteren Einheiten der tschechoslowakischen Armee eine wirksame Verteidigung des Staates gewährleisten, der von Seiten Nazideutschlands mit einer militärischen Aggression bedroht wurde. Der am meisten gefährdete Bereich der damaligen tschechoslowakischen Grenze zu Deutschland war ihr nördlicher Teil von Bohumín (Oderberg) nach Děčín (Tetschen-Bodenbach). Innerhalb dieses Abschnitts, und zwar zwischen Bohumín (Oderberg) und Háj ve Slezsku (Freiheitsau), wurde bereits im Jahr 1935 mit dem Bau einer wuchtigen Befestigungsanlage begonnen.          

Im Verlauf von drei Jahren wurden hier bis zum September 1938 40 technisch ausgestattete und überwiegend mit Bewaffnung ausgerüstete Objekte einer wuchtigen Befestigungsanlage, einschließlich einer Artilleriefestung, sowie mehrere eingesetzte und verstärkte, leichte Befestigungsanlagen der Version 37 A (sogenannte „řopíky“, d.h. Bunker, die nach den Anfangsbuchstaben der verantwortlichen Direktion ŘOP benannt wurden) errichtet. Darüber hinaus erfolgte hier auch die Fertigstellung eines kompletten Hindernissystems, eines verkabelten Telefonnetzes und einer Kaserne für die Festungseinheiten – das Grenzregiment 4 in Hlučín (Hultschin).          

Der Befestigungsabschnitt „MO“ (Befestigungsabschnitt Moravská Ostrava/Mährisch-Ostrau) war ein spezifischer Bereich, und zwar deshalb, weil bei seinem Bau die am besten geeignete Konzeption für den weiteren Aufbau der gesamten tschechoslowakischen Grenzbefestigungsanlage gesucht wurde. Zunächst unterlag seine Ausgestaltung dem Einfluss der französischen Fortifikationskunst, aber mit wachsenden Erfahrungen wurde seine Ausgestaltung fortlaufend vereinfacht und verbessert. Er wurde Schritt für Schritt so modifiziert, dass bei angemessenen Kosten ein maximaler Wirkungsgrad der Verteidigung erreicht wurde.          

Nach dem Inkrafttreten des Münchner Abkommens am 30. September 1938 musste die Tschechoslowakei ihre Grenzgebiete – die Sudeten – an Deutschland abtreten. Die Folge war der Anschluss von Gebieten an das Deutsche Reich, in denen der Anteil der deutschen Bevölkerung mehr als 50% betrug. Das nazistische Deutschland hatte mit der erneuten Vereinigung der sudetendeutschen Gebiete mit dem Deutschen Reich argumentiert; diese Gebiete gehörten jedoch seit dem 10. Jahrhundert zu den Ländern der Böhmischen Krone. Mit diesem Abkommen zwischen Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien ist die Tschechoslowakei um 41 098 km2 ihres Staatsgebiets und 4 879 000 Einwohner gekommen.          

Zugleich verlor sie aber auch das System der Grenzbefestigungsanlagen. Die Soldaten mussten sie kampflos verlassen. Das Netz wurde zwar nicht fertig gebaut (insgesamt sollten 15 463 leichte und 1 276 wuchtige Objekte errichtet werden - die letzte Etappe des Baus sollte im Jahr 1946 abgeschlossen werden), dennoch war es relativ umfangreich – es wurde aus fast 10 000 leichten Objekten, die ein zeitweiliger Abwehrschild für die sich verteidigende Infanterie sein sollten, und 263 wuchtigen Objekten gebildet, bei denen man mit einer dauerhaften Besatzung und einem langwierigen Widerstand gerechnet hat.          

Das Grenzgebiet wurde anschließend durch die Deutschen besetzt. Aus den Festungsanlagen wurden sämtliche gepanzerte Elemente entfernt, die nachfolgend für die deutsche Armee und die deutsche Industrie verwendet wurden. In den Jahren 1944–1945 begann die deutsche Armee damit, diese Objekte im Rahmen des Mährischen Verteidigungsriegels und des Sperrstreifens Jeseníky (Altvatergebirge) zu modifizieren und in improvisierter Form für die Abwehr der näher rückenden Roten Armee mit Waffen auszurüsten. Die anschließenden Kämpfe um die Festungsanlage im Umland von Ostrava (Ostrau) waren Bestandteil der schwersten Militäroperation auf unserem Gebiet und haben zahlreiche Opfer gekostet. Auf der anderen Seite haben gerade diese schweren Gefechte die Vollkommenheit der tschechoslowakischen Vorkriegsbefestigungsanlage manifestiert.

Letzte Aktualisierung des Artikels: 30.07.2012

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